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Mit Gewehr und Pistole

17. Oktober 2019 Schützen

Ein Erfahrungsbericht zum Sportschießen von Jochen Dannenberg

Warum Schießen? Jochen Dannenberg hat es ausprobiert und ist begeistert. Seine Gedanken über das Schießen gibt er an dieser Stelle wieder.

 


Ich muss gestehen, Schießen stand nie auf der Hitliste meiner beliebten Sportarten und Hobbys ganz oben. Auch meine norddeutsche Herkunft (ich komme aus einem Bundesland, in dem Schützenfeste so wichtig wie die Wies’n und der Beginn des Festes ebenfalls stundenlang im Fernsehen übertragen wird) hat daran nichts ändern können – bis, bis meine Tochter eines Tages kam und meinte, das wäre ihr neues Hobby. Als braver Vater begleitete ich das Kind zu den Schießabenden der SG Post/Süd und schließlich, vermutlich war es nicht zu vermeiden gewesen, wollte ich selbst wissen, was den Reiz dieser Sportart ausmacht.


Um es gleich zu sagen: Schießen ist Sport, auch wenn man nicht wie ein Irrer durch die Gegend läuft oder Gewichte stemmt. Schießen braucht Konzentration, Ausdauer, Disziplin, zumindest etwas Kraft und dann noch etwas, was man vor allem aus fernöstlichen Sportarten wie zum Beispiel Tai Chi oder Qigong kennt: Auch dem Schießen wohnt ein meditatives Element inne. Entspannte Konzentration verbindet sich mit einer Atmung, die mit dem Bewegungsablauf bis hin zur Schussabgabe harmoniert. Deshalb geht es beim Schießen auch nicht um irgendein Rumgeballere, wie man es vielleicht in schlechten Kinofilmen sieht, sondern um eine sehr enge Verbindung von Körper, Geist und Seele. Am Anfang des Lernprozesses, an dessen Ende man ein guter Schütze sein möchte, steht damit auch nicht das Schießen selbst, sondern vor allem die richtige Atmung, die ruhige Handhabung von Pistole oder Gewehr und die Führung der Waffe ins Ziel. Man könnte also auch, bis dies perfekt gelingt, zunächst einmal ohne Munition üben und bei den Übungen einen Strohballen anvisieren. Entscheidend ist bei guten Schützen die Visualisierung, die mentale Vorbereitung auf den einzelnen Schuss, um die Wettkampfsituation nicht als Ausnahmesituation wahrzunehmen. Wahrscheinlich auch deshalb geht es auf einem Schießstand eher ruhig zu.


Erst wenn alle diese Faktoren passen, wird aus dem Anfänger ein Meisterschütze. Das erfordert Ausdauer und Disziplin. Und: Der gute Schütze lernt auch, mit sich selbst umzugehen. Er beherrscht sich und nicht die Waffe ihn.
Zugleich ist das Schießen damit eine Übung, die einem hilft, den Alltag hinter sich zu lassen. Denn das, was beim Schießen geschieht, ist eine Liturgie von Übungen, bei der das Fehlen eines einzelnen Teils oder die fehlende Qualität eines einzelnen Teils  das Gesamtergebnis, den perfekten Schuss, zerstören würde. Die Arbeit an dieser Perfektion ist eine Aufgabe, die unter Umständen Jahre dauern kann. Sie erklärt aber auch, warum Sportschießen weit entfernt ist von dem, was in den Medien leider immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt.

 

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